SDGs – Ziel 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden

In unseren Städten und Siedlungen wollen wir gesund und sicher leben. Dafür muss der Wohnraum nachhaltig, inklusiv, sicher und widerstandsfähig gestaltet werden. Welche Rolle spielt dabei die Privatwirtschaft? 

Um die 17 Nachhaltigkeitsziele (SDG) der UN zu erfüllen, ist – neben der Politik und dem Einzelnen – vor allem auch die Wirtschaft gefragt. Unternehmen sollen die für ihre Strategie wesentlichen Ziele identifizieren und durch Maßnahmen in den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales umsetzen. Dabei helfen die 169 formulierten Unterziele, die mit den unternehmenseigenen Zielen abgeglichen werden und als Leitlinien für nachhaltig erfolgreiches Wirtschaften dienen können.

Der Lebensraum des Menschen 

Die Unterziele des elften SDG fordern sicheren, angemessenen, bezahlbaren Wohnraum und Grundversorgung für alle, nachhaltige Verkehrssysteme, gute Luftqualität, Katastrophenschutz und eine inklusive Gestaltung der Verstädterung. Außerdem muss die (auch digitale) Anbindung ländlicher Gemeinden verbessert werden.

Im Jahr 2008 lebten über die Hälfte aller Menschen in Städten, 2050 werden es bereits zwei Drittel sein. Einige Großstädte und ihre Verkehrssysteme stehen schon jetzt kurz vor dem Kollaps.Die Hälfte aller Stadtbewohner atmet Luft, deren Schmutzwerte mindestens 2,5-fach höher sind als der von der WHO festgelegte Höchstwert. 

Städte der Zukunft

Wie kann die Umgestaltung konkret aussehen? Beispiele der Sharing Economy zeigen, dass radikal neues Denken erforderlich ist, das gleichzeitig drastische Auswirkungen auf ganze Branchen oder Geschäftsmodelle haben kann. Wie Airbnb für das Gastgewerbe oder Uber für das Taxigeschäft kann auch Ihr Geschäftsmodell quasi über Nacht von disruptiven Technologien oder Ideen bedroht werden. Anderseits liegen natürlich Chancen in den Geschäftspraktiken der Zukunft, wenn Sie die Möglichkeiten erkennen und zu den ersten (oder besten) Anbietern für nachhaltige Lösungen gehören. Prüfen Sie Geschäftschancen in den SDG 11 Handlungsfeldern Ressourcenverschwendung, Abfall, Mobilität und bezahlbarer Wohnraum. Beispielsweise werden in Zukunft intelligente Leitsysteme helfen, Verkehrschaos zu vermeiden, Smart Home Lösungen beim Energie sparen helfen und beim Urban Mining Müll plötzlich als wertvoller Rohstoff genutzt. 

Fallbeispiel: CSR-Programm für mexikanische Häuslebauer

Der von der Wirtschaftskrise gebeutelte Zementriese Cemex erschließt das Marktpotenzial der Kleinkunden, indem er Mikrokredite für Familien anbietet, die kaum Ersparnisse und mangelnde Kreditwürdigkeit haben. So ergibt sich eine Win-Win-Situation, da einerseits das Unternehmen (teure) Baustoffe wir Zement absetzen kann und andererseits dem Wohnungsmangel entgegengewirkt wird.

Unter dem Dach des Programms Patrimonio Hoyschließen sich Häuslebauer zusammen und sparen – fast wie beim Bausparvertrag – kollektiv, wobei der angesparte Betrag von Cemex um einen Kreditbetrag aufgestockt und den TeilnehmerInnen („Socios“) abwechselnd zur Verfügung gestellt wird. Durch den kooperativen Charakter ist die Spardisziplin extrem hoch. Cemex bietet neben den zinslosen Krediten technische Beratung an und garantiert die pünktliche Lieferung des Baumaterials. Bis 2015 erhielten mehr als 525.000 Familien Unterstützung aus dem Programm und bauten mit der logistischen und finanziellen Unterstützung Häuser zu einem Drittel der Kosten und in einem Drittel der Zeit. Insgesamt wurden Mikrokredite in Höhe von mehr als 300 Millionen Euro gewährt.

Anregungen für Ihr Unternehmen

  • Können Sie im Kleinen zu einem besseren (Stadt-)Klimabeitragen? Gestalten Sie Ihr Außengelände möglichst grün und bedenken Sie dabei auch Dächer und Fassaden (sofern sie nicht für Solarmodule genutzt werden). 
  • Bei Neubauten achten Sie auf nachhaltige Bauweiseund bei der Standortentscheidung auf geringe Belastung der Wohngebiete durch Logistikwege.
  • Helfen Sie Ihren Mitarbeiternumweltverträglich mobilzu sein, es gibt viele Möglichkeiten: E-Bike Leasing, Ladestationen, ein überdachter Fahrradstellplatz, Dusch- und Umkleideräume, Zuschuss zum ÖPNV. Sie können Ihren Fuhrpark in örtliche Car-Sharing-Systeme einspeisen und damit auch Anwohner*innen mehr Mobilität ermöglichen. Prüfen Sie, welche auswärtigen Termine durch Videokonferenzen ersetzt werden können, ermöglichen Sie Home Office und empfehlen Sie in den Reiserichtlinien bevorzugt die Bahn.
  • Als Hersteller von (Nutz-)Fahrzeugen, Energieversorger oder Akteur der Immobilien- oder Logistikbranche haben Sie natürlich besonders großen Einfluss auf die nachhaltige Stadtentwicklung. Nehmen Sie das SDG 11 in Ihre Nachhaltigkeitsstrategie auf und tragen Sie unmittelbar zu lebenswerteren Städten bei.